Wortschatz: Was lexikalische Assoziationen über Erwerb, Organisation und Vermittlung aussagen können?
Wortschatz: Was lexikalische Assoziationen über Erwerb, Organisation und Vermittlung aussagen können?
Ein ausreichend großer Wortschatz ist eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Sprachrezeption und -produktion, wobei im Fremd- und Zweitspracherwerbsprozess das lexikalische Wissen immer ausgehend von und in Interaktion mit den bestehenden Sprachen auf- und ausgebaut wird.
Im Vortrag sollen verschiedene Schwerpunkte aktueller Studien zum Wortschatz im Kontext von Deutsch als Fremd- und Zweitsprache herausgearbeitet werden. Es soll damit zunächst aufgezeigt werden, was als Komponenten von Wortschatzwissen betrachtet wird und wie etwa zwischen Wortschatzbreite und -tiefe oder rezeptiven und produktiven Anteilen auf dem Lexikon-Grammatik-Kontinuum unterschieden wird. Darauf aufbauend werden Fragen der Organisation von Wortschatzwissen und die Speicherung des Wortschatzes im Zusammenhang mit dem gesamten mehrsprachigen Wissen detaillierter diskutiert. Hier sollen vor allem auch Untersuchungen zu Wortverbindungen anhand von Wortassoziationen in der Fremdsprache eingeführt werden. Anhand von Ergebnissen aus einer Online-Studie mit chinesischen DaF-Lernenden soll diskutiert werden, inwiefern Assoziationen von Lernenden für bedeutungsvolle Aussagen über die Einbindung von lexikalischen Einheiten in den Wissensbestand herangezogen werden können. Die vorhandenen Daten zeigen auf, wie sich Lernende im fortschreitenden Spracherwerb in Bezug auf Quantität und Qualität der lexikalischen Verbindungen im Deutschen verändern und dass vermeintliche Kenntnis eines Wortes noch nicht automatisch aussagekräftig ist in Bezug auf Details seiner Bedeutungsrepräsentation und Einbindung ins sprachliche Netzwerk. Schließlich soll angesprochen werden, wie im Zuge von Wortschatzvermittlung Lernende dabei unterstützt werden können, die konzeptuelle Struktur des Deutschen zu erfassen und neue lexikalische Einheiten zielsprachlich ins Gesamtgefüge einzubinden.
Plenarvortrag: Dienstag, 16. August 2022, 9 Uhr
Ort: Universität Wien Hauptgebäude (HG), Hörsaal 32 und Online