Kinder als Akteur*innen im mehrsprachigen Kindergarten
Kinder als Akteur*innen im mehrsprachigen Kindergarten
Der Kindergarten gilt seit einiger Zeit als erste Bildungseinrichtung, worin der Grund für die auch hier zu bemerkende verstärkte Fokussierung auf Deutsch liegen dürfte. Diese Deutschfokussierung geht mit einer Marginalisierung von Mehrsprachigkeit bzw. anderer Sprachen als Deutsch im Elementarbereich einher. Eine Folge davon sind insbesondere Deutschgebote bzw. (Erst-)Sprachverbote, die meist von erwachsenen Akteur*innen, also Pädagog*innen und Erziehungsberechtigten, ausgesprochen werden.
Neben der Gruppe der pädagogischen Fachkräfte gibt es aber noch andere – meist unberücksichtigte – Akteur*innen, die eine große Rolle in der Umsetzung bzw. Transformation von institutionalisierter Sprachenpolitik im Elementarbereich spielen: die Kinder. Sie sind nicht nur Adressat*innen diverser pädagogischer bzw. linguistischer Strategien, sondern handeln auch selbst (Stichwort „agency“). Die sog. Agency der Kinder zeigt, dass diese das (sprachliche) Geschehen im Elementarbereich mitbestimmen und dadurch das Handeln anderer Akteur*innen beeinflussen können. Eine von Kindern verfolgte Strategie ist etwa, nach einem (Erst-)Sprachverbot abzuwarten, bis die das Gebot aussprechende Person außer Hörweite ist, um danach weiter die präferierte Sprache zu benützen. Neben dem Ignorieren von Sprachverboten finden sich auch (vorübergehendes) Verstummen bzw. kindlicher Protest sowie das Beharren auf die Verwendung einer Sprache.
Im Vortrag werden verschiedene Handlungsweisen bzw. Reaktionen der Kinder auf die Strategien der Erwachsenen im Umgang mit Mehrsprachigkeit, die auf der Analyse authentischer Daten sowie bestehender Studien beruhen, präsentiert und diskutiert.
Plenarvortrag: Freitag, 19. August 2022, 9 Uhr
Ort: Universität Wien Hauptgebäude (HG), Hörsaal 02 und Online