Raus aus dem Trott, auf zu neuen Ufern, gegen die Wand? Performatives Lernen im performanzorientierten Klassenzimmer
Raus aus dem Trott, auf zu neuen Ufern, gegen die Wand? Performatives Lernen im performanzorientierten Klassenzimmer
Performatives Lernen stößt auf große Begeisterung bei vielen angehendenden und praktizierenden Lehrenden. Man verbindet damit die große Hoffnung, dass Fremdsprachenunterricht anders, besser, vergnüglicher, kreativer, authentischer, lebensnäher sein kann. Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten belegen inzwischen, dass und wie der Einsatz von performativen Elementen aus dem gewohnten Unterrichtsalltag herausführen kann. Performative Ansätze ermöglichen körperlich-emotionales Lernen, das herkömmliche Formen des Fremdsprachenunterrichts entscheidend verändern, erweitern und mithin auch ersetzen kann. Das Lernen und Lehren von Sprache wird zum performativen Spiel, in dem alle Mitspieler*innen teilhaben können. Frei nach dem Motto: Raus aus dem Trott, auf zu neuen Ufern scheint performatives Lernen die Antwort auf das zu sein, was der kommunikative Ansatz nicht zu erlangen vermochte.
Die Vorteile und Potenziale performativen Lernens stehen inzwischen außer Frage. Ebenso steht allerdings auch außer Frage, dass es zahlreiche Faktoren gibt, die das performative Lernen im Unterricht erschweren und bisweilen unmöglich machen. Nicht zuletzt die Performanzorientierung von Sprachunterricht erweist sich bisweilen als einer der entscheidenden Spiel- und Spaßverderber. Was als Aufbruch zu neuen Ufern gedacht war, findet nicht selten sein jähes Ende an der Klassenzimmerwand, verstanden als institutionelle Grenze und Begrenzung, an der didaktisch-methodische Imaginationen zerschellen können.
Der Vortrag klopft das Konzept des performativen Lernens vor diesen Hintergründen hinsichtlich seiner Potenziale und Grenzen ab. Unter Rückgriff auf den Begriff der Performanzorientierung (der im Vortrag zu präzisieren ist) wird dabei eine Spielverderbermetapher aufgegriffen, deren Wirken und Wirkung im Unterricht vielfältige Formen annehmen kann und die reflektiert werden müssen, damit (nicht nur) Lehrende Potenziale performativen Lernens exakter einschätzen und erfassen können.
Plenarvortrag: Freitag, 19. August 2022, 9 Uhr
Ort: Universität Wien Hauptgebäude (HG), Hörsaal 07 und Online