Kreativ-poetische Mitgestaltung von Sprache und Gesellschaft als Zielhorizont eines literarisch fundierten DaF/DaZ-Unterrichts
Kreativ-poetische Mitgestaltung von Sprache und Gesellschaft als Zielhorizont eines literarisch fundierten DaF/DaZ-Unterrichts
In unserem Vortrag stellen wir das Konzept eines literarisch fundierten Fremd- und Zweitsprachenunterrichts vor, als dessen Zielhorizont wir die „kreativ-poetische Mitgestaltung von Sprache und Gesellschaft“ (Riedner/Dobstadt 2019) bestimmen. Der Grundgedanke lautet, dass Sprache im Lernprozess nicht als etwas Fertiges übernommen, sondern vielmehr von Anfang an kreativ verändert und poetisch mitgestaltet wird ‒ ebenso wie die Gesellschaft, in die die Sprachlernenden hineinwachsen bzw. zu der sie hinzukommen. Ein solcher Fremd- und Zweitsprachenunterricht setzt ein Umdenken in Bezug auf das Deutsche als Lerngegenstand voraus; dieses ist nicht nur als plurizentrische Sprache ernst zu nehmen, sondern als offen und immer schon in Bewegung zu denken. Dieses Umdenken erscheint uns als notwendiger Perspektivwechsel angesichts der veränderten Anforderungen an den Sprachunterricht im Kontext der postmodernen, postmigrantischen, postkolonialen Gesellschaften von heute. Anhand konkreter Beispiele wollen wir dabei zeigen, wie eine Sprachdidaktik aussehen kann, die nicht bei der einseitigen Privilegierung der konventionellen Seite des Sprechens, der Rückbindung von Bedeutung an vermeintlich feststehende kulturelle Kontexte und der Fixierung auf Authentizität stehen bleibt, sondern Sprache in ihrem Spannungsreichtum, ihrer Veränderbarkeit und ihrer Literarizität zeigt und so ihr volles Bedeutungspotential (Kramsch 2006) ausschöpft; und die die Lernenden zum kreativ-poetischen Mitspielen von Anfang an einlädt (vgl. Daase 2021). Diskutiert werden sollen schließlich die Konsequenzen dieses Konzeptes von Fremd- und Zweitsprachenunterricht für das (Selbst-)Verständnis der Lernenden wie der Lehrenden.
Plenarvortrag: Donnerstag, 18. August 2022, 9 Uhr
Ort: Universität Wien Hauptgebäude (HG), Hörsaal 21 und Online