Handlungsorientierung als Herausforderung für Unterricht und Forschung
Handlungsorientierung als Herausforderung für Unterricht und Forschung
Handlungsorientierung ist heute der dominante Ansatz des Sprachenlehrens und -lernens in einer Vielzahl von Curricula und Lehrmitteln – mindestens dem Namen nach. Die Referenz dabei sind der Europäische Referenzrahmen und dessen Begleitband (dt. 2001, 2020), besonders die darin vertretene Auffassung von Lernenden als sozialen Akteuren, was als Kernkonzept des handlungsorientierten Ansatzes gelten kann. Aus diesem Konzept werden weitreichende, wenngleich keineswegs einheitliche Konsequenzen für den Unterricht gezogen. Nach Puren z.B. (u.a. 2014) ist das Klassenzimmer im handlungsorientierten Ansatz eine mehrsprachige und multikulturelle Mini-Gesellschaft, in der Lernende als soziale Akteure in Gruppen zusammenarbeiten, und zwar in Form von Projekten. Eine solche Konzeption von Lernen geht deutlich über einen kommunikativen Ansatz hinaus, bei dem Informationsaustausch (im Unterricht) und erfolgreiche Kommunikation (im außerschulisch-fremdsprachlichen Alltag) im Vordergrund stehen.
Dieser Vortrag setzt sich in einem ersten Schritt mit der genaueren Bestimmung der Handlungsorientierung auseinander (u.a. Abgrenzungen zum kommunikativen Ansatz und zur Aufgabenorientierung resp. zum Task-based language teaching). Dabei sollen auch einschlägige Theorien wie die soziokulturelle Theorie Wygotskis (etwa Poehner, 2016) zur Sprache kommen, die von Piccardo & North (2019) zugunsten des handlungsorientierten Ansatzes in Anspruch genommen werden. Zweitens werden didaktische Konsequenzen thematisiert, die sich aus der Handlungsorientierung ergeben (können), darunter die Rollen von Lernenden und Lehrenden, Lernformen und Evaluationskriterien. Drittens schließlich wird die Frage diskutiert, wie sich linguistische Kompetenzen unter dem Einfluss von handlungsorientierten Lernzielen entwickeln und ggf. fördern lassen. Dazu wird auf neuere empirische Untersuchungen und ein eigenes korpuslinguistisches Projekt zur Lernersprache zurückgegriffen.
Plenarvortrag: Dienstag, 16. August 2022, 9 Uhr
Ort: Universität Wien Hauptgebäude (HG), Hörsaal 33 und Online