Sprachenlernen – Handlungsermächtigung – Partizipation – Demokratie
Sprachenlernen – Handlungsermächtigung – Partizipation – Demokratie
Die Aneignung des Deutschen als Zweitsprache in Migrationskontexten wird in Curricula, Konzepten und politischen Texten zur Legitimierung solcher Curricula und Konzepte nicht selten mit der Möglichkeit des Zugangs der Menschen zu gesellschaftlicher Teilhabe begründet, welche letztlich die Grundlage für Demokratie darstellt. Auch emanzipatorische Ansätze, insbesondere aus der Anfangszeit der Erwachsenenbildung in Deutsch als Zweitsprache in den 1970er Jahren, argumentieren mit Partizipation und Handlungsermächtigung. Die Aneignung der deutschen Sprache soll den Lernenden Handlungsfähigkeit im neuen Land und damit Teilhabe ermöglichen, wozu v.a. auch gehört für ihre Interessen und Rechte eintreten zu können. Auch in schulischen Kontexten werden sowohl additive als auch integrative Angebote der sprachlichen Bildung, die auf bildungssprachliche Kompetenzen des Deutschen ausgerichtet sind, mit Bildungsgerechtigkeit und damit Partizipation begründet.
Im Rahmen des Vortrages wird auf Basis soziokultureller Theorien der Sprachaneignung und praxeologischer Ergänzungen einerseits sowie Deweys Verständnis von Demokratie als Vergemeinschaftung von Erfahrung andererseits kritisch diskutiert, inwieweit aktuelle Angebote zur Deutschaneignung in Migrationskontexten dem Anspruch auf Partizipation gerecht werden und damit einen Beitrag zur Demokratie leisten. Dabei wird neben dem Fokus auf Teilhabe an Praktiken und dem Einbezug der Erfahrungen der Lernenden vor allem auch der Aspekt der Transformation thematisiert. Dieser bezieht sich auf Basis der genannten. theoretischen Zugänge nicht nur auf Neuzugänge in der Gesellschaft und ihre sprachlichen Repertoires, sondern durchgehend auf alle Individuen und ihre Erfahrungen, auf soziale Praktiken an sich und damit auch auf die Gesellschaft selbst.
Auf Basis dieser Überlegungen werden Implikationen für die Gestaltung von Angeboten des Deutschen als Zweit- und Fremdsprache zur Diskussion gestellt.
Plenarvortrag: Freitag, 19. August 2022, 9 Uhr
Ort: Universität Wien Hauptgebäude (HG), Hörsaal 41 und Online