„Sie kann sogar / nur / keinen Dialekt!“ Die Bedeutung regionaler Variation für Lerner*innen des Deutschen
„Sie kann sogar / nur / keinen Dialekt!“ Die Bedeutung regionaler Variation für Lerner*innen des Deutschen
Die im Deutschen nach wie vor stark ausgeprägte regionale Variation ist eine Herausforderung für Lehrende und Lernende, mit der sehr unterschiedlich umgegangen wird. In meinem Vortrag möchte ich einerseits der Frage nachgehen, worin diese Herausforderung besteht, und andererseits der Frage, weshalb so unterschiedlich – und häufig auch sehr emotional – auf regionale Varietäten innerhalb der Standardsprache und „darunter“ reagiert wird.
Sprachen allgemein und Varietäten im Besondern sind nicht nur ein neutrales Kommunikationsmittel, sondern sie werden auch als Ausdruck gewünschter oder unerwünschter sozialer Zugehörigkeit gewertet. Sprecher*innen bedienen sich bewusst dieser Positionierung als „zugehörig“ oder sie versuchen, die Zugehörigkeit zu verbergen, weil sie sie als Defizit erleben. Letzteres passiert vor allem dann, wenn es sich um prestigearme Varietäten handelt und das beherrschte Varietätenspektrum es nicht erlaubt, flexibel auf prestigereichere Varietäten auszuweichen. Neben dem Sprechen kann auch das Verstehen regionaler Varietäten als Anzeichen von Zugehörigkeit gedeutet werden. Bei Sprecher*innen, für die Deutsch nicht eine ihrer Erstsprachen ist, wird es zudem häufig als Zeichen einer sehr fortgeschrittenen Sprachkompetenz interpretiert.
Die Beispiele für Einstellungen zur Kompetenz und zum Gebrauch regionaler Varietäten, die ich heranziehen werde, stammen v.a. aus Interviewdaten, die in verschiedenen Forschungsprojekten erhoben und qualitativ ausgewertet wurden, teilweise aber auch aus quantitativ ausgewerteten Fragebögen. Sie wurden von SprecherInnen unterschiedlicher Erstsprachen geäußert und beziehen sich auf sehr unterschiedliche Kontexte, u.a. auf berufliche Kommunikation im Tourismus und auf Kommunikation in der Schule und an der Universität.
Abschließen möchte ich meinen Vortrag mit daraus resultierenden Überlegungen zum Umgang mit regionaler Variation in einem mehrsprachigkeitsbewussten und -sensiblen Unterricht von DaF/DaZ.
Plenarvortrag: Donnerstag, 18. August 2022, 9 Uhr
Ort: Universität Wien Hauptgebäude (HG), Hörsaal 07 und Online