Sprachliche Normen
Sprachliche Normen
Was geht im Deutschen und was nicht? Diese Frage ist nicht allein durch einen Blick in ein offizielles sprachliches Regelwerk wie das Österreichische Wörterbuch zu beantworten, denn die Sache ist kompliziert. Die offiziellen sprachlichen Normen gelten in bestimmten Kontexten, in anderen wiederum gelten andere Normen, z.B. die eines Dialekts, eines Soziolekts, eines Gebrauchsstandards, eines migrationsspezifischen Deutschgebrauchs oder einer Mischung derselben. Eine Tagung könnte beispielsweise mit der Begrüßungsformel „guten Tag“ eröffnet werden, aber unter engen Freunden wäre diese Begrüßung wohl zu formell. Enge Freunde würden sich vielleicht mit „hallo“ begrüßen. Im Migrationskontext könnte eine Begrüßungs- oder Abschiedsformel von Sprachkontakt beeinflusst sein; ein Beispiel hierfür wäre „tschüssik“ – ein Wort, das in Deutschland in bestimmten Umgebungen gebräuchlich ist, in denen auch das Russische eine wichtige Rolle spielt. In anderen Kontexten könnte man diese Formel in aller Regel nicht benutzen.
Im Vortrag soll zunächst die Bandbreite möglicher sprachlicher Normen einer postmodernen Migrationsgesellschaft, in der Deutsch und andere Sprachen gesprochen werden, aufgezeigt werden. Anschließend wird der DaF/DaZ-Unterricht in den Blick genommen und es wird diskutiert, inwiefern das Primat des Native Speaker, der die Normvermittlung zu bestimmen scheint, für die heutigen sogenannten deutschsprachigen Länder noch geeignet ist. Abschließend sollen Alternativen für die Orientierung am Native Speaker des Deutschen im DaF/DaZ-Unterricht vorgestellt werden.
Plenarvortrag: Freitag, 19. August 2022, 9 Uhr
Ort: Universität Wien Hauptgebäude (HG), Franz-König-Saal und Online